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02.03.2020

Klavierstimmen und Intonieren im Praktikum lernen?

Liebe Klavierliebhaberinnen und -liebhaber,

das Internet ist ein endloses Gebilde für das Finden und das Suchen von Angeboten. In der letzen Zeit trifft man tatsächlich immer häufiger auf Angebote, bei denen Klavierbauer nicht allein ihre Arbeit als Stimmer oder Intonierer des Instruments in den eigenen vier Wänden anbieten, sondern auch gleich die Vermittlung dieser Fähigkeiten in einem Praktikum vermitteln wollen. Ist das möglich?

Nun, es gibt Pianisten, die sich über Jahre hinweg tatsächlich so intensiv mit dem Thema der Stimmung ihres Instruments beschäftigt haben, dass sie mit Stimmhammer im Gepäck zu ihren Konzerten reisen. Und etliche verstehen vom Stimmen eines Flügels tatsächlich etwas. Der mittlerweile in die Jahre gekommene Pianist Paul Badura-Skoda beispielsweise ist ein solcher.

Auch Cembalisten verstehen alle ihr Handwerk, wenn es um das Stimmen ihres Instruments geht, denn immerhin verstimmen sich selbst die nach historischen Vorbildern gebauten Cembali ebenso schnell wie ein Streichinstrument. Also muss ein Cembalist stimmen können …

Aber ein Klavier, das weitaus mehr Saiten in seinem Innern hat und das sich in der Regel in der sogenannten Wohltemperierten Stimmung präsentieren soll, verlangt eine andere Art der Stimmung.

Natürlich gibt es zur Überprüfung mittlerweile digitale Stimmgeräte, die einem das Leben vereinfachen, aber das Ergebnis will keiner hören, der ausschließlich nach Stimmgerät stimmt. Kann man also das, was Klavierbauer in drei Jahren Ausbildung lernen – unter anderem das Stimmen von Instrumenten – in einem Praktikum erlernen?

Wahrscheinlich ist das möglich, wenn man sich bereits länger mit den akustischen Gegebenheiten und dem Stimmen an sich beschäftigt hat. Doch darf man nicht annehmen, dass das Ergebnis so klingt, als würde es von einem Klavierbauer vorgenommen werden. Das bedeutet: Man soll sich nicht vorstellen, dass die Stimmung, die man da vornimmt, lange hält, dass sie so gleichschwebend ist, dass man direkt wieder Spaß am instrumentalen Spiel hat.

Eigenwilligerweise werden heutzutage ja beispielsweise auf YouTube für alle Arten von „Ich mache es selbst“ Anleitungen angeboten. Auch für das Klavierstimmen finden sich da zahllose Beispiel-Videos. Aber würden Sie ihr Auto auch selbst reparieren, nur damit Sie wissen, wie man es selbst macht? Würden Sie in ein Diagnosegerät investieren, um zu wissen, was Ihr Auto für ein Problem hat?

Natürlich sind die Werkzeuge, die man für das Stimmen eines Klaviers benötigt ungleich preiswerter. Aber dafür sind die Preise für eine professionelle Stimmung auch gerade einmal so angesiedelt, wie man für eine AE (=Arbeitseinheit) in einer Autowerkstatt bezahlt. Zudem gibt es oftmals auch daneben noch Fragen und Wünsche vom Klavierspieler an den Techniker: Die eine Taste geht schwerer als die andere, etc. da beginnt dann das Wissen zu hapern, wenn man nur ein Praktikum belegt hat. Und ob die Angebote, die vierstellige Kosten verursachen würden, dabei helfen, bleibt doch fraglich. Nicht umsonst haben wir in Deutschland immer noch die beste Ausbildung im Bereich der Klavierbauer. Warum also sollte man auch in diesem Bereich versuchen, es selbst zu machen?

Fragen Sie lieber einen Fachmann, anstatt Ihr Instrument der Gefahr auszusetzen, dass es nachher schlechter ist als zuvor.

Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -

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